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11

Türchen

Herzlich willkommen beim 11. Türchen!

Eine wahre Geschichte zum Nachdenken

 

Diese wahre Geschichte hat sich im Sommer 2023 zugetragen. Auf einem Basar in Marokko. Erzählt hat sie mir eine mir sehr nahe stehende und vertrauenswürdige Person. 

In einem landestypischen, bunten und duftenden Basar in Marokko schlenderten viele Touristen aus ebenso vielen Ländern an den zahlreichen Ständen vorbei. Es wird dort alles Mögliche angeboten: Gewürze, Kleidung, Datteln, Geschirr, Tee, Lederwaren und noch vieles mehr. Da eine grosse Anzahl Händler um die Aufmerksamkeit der Touristen buhlen, lässt es sich nicht vermeiden, dass man öfters von ihnen direkt angesprochen wird. Das gehört einfach dazu.

Mitten unter den vielen Menschen war ein Mann, der sich offensichtlich nicht für die Waren interessierte und für die Menschen wohl auch nicht. Er wirkte genervt und wurde zunehmend ungehaltener. Einer der Händler pries ihm eine Sonnenbrille zum Kauf an. Er betonte deren Eleganz und wie wichtig der Schutz der Augen vor der Sonne in Marokko ist. Als er auf das schroffe NEIN! des Mannes es wagte, noch einmal höflich zu fragen, ob er sich die Sonnenbrille denn nicht wenigstens anschauen möge, drehte dieser sich zu ihm um, schrie ihn an - mit einem Ausdruck, den ich hier nicht wiedergebe... - und stiess den Einheimischen grob weg, so dass dieser schwer ins Straucheln geriet, sich aber noch auffangen konnte.

Die Menschen, welche diese Szene beobachtet hatten, waren konsterniert und gingen auf Abstand zu ihm. Der Mann spazierte einfach weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen oder gar zu entschuldigen. Nach wenigen Minuten musste er einem herabhängenden Bügel ausweichen, an welchem Ledergürtel baumelten. Und just bei dieser Bewegung geschah es: Seine Sonnenbrille fiel ihm vom Gesicht auf die Gasse und zerbrach in zwei Teile.

Die Menschen, welche die vorherige Szene beobachtet hatten, waren sprachlos. Und ja, vielleicht musste der eine oder die andere auch ein wenig schmunzeln ob dieser sehr erstaunlichen Synchronizität.

Es hätte so wenig Aufwand bedeutet, dem Händler freundlich zu begegnen. Wie völlig anders wäre die Stimmung gewesen, wenn er ihm mit dem gebührenden Respekt eines Gastes und Mitmenschen begegnet wäre.

Diese Geschichte lädt ein zum Nachdenken, zum Reflektieren und um sich einmal mehr bewusst zu machen, wie wenig es braucht, um Positives zu erschaffen. Und das gilt leider auch umgekehrt. Es braucht eben auch wenig, um andere Menschen vor den Kopf zu stossen, sie zu beleidigen und ihnen ohne jede Wertschätzung zu begegnen.

Es liegt an uns. Wir haben die Wahl!

Aufgeschrieben von Judith Barbara Shoukier

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